Die Riester-Rente, die 2001 unter der Regierung Schröder eingeführt wurde, steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Ziel dieser Altersvorsorge war es, das Rentenniveau auszugleichen, indem ein Teil des umlagefinanzierten Rentensystems durch individuelle, kapitalgedeckte Vorsorge ersetzt wird. Bis Ende 2023 wurden über 20,1 Millionen Verträge verkauft, jedoch haben bereits 4,6 Millionen Menschen ihre Riester-Verträge gekündigt, was etwa einem Viertel aller abgeschlossenen Verträge entspricht. Diese Entwicklungen werfen Fragen zur Zukunft dieses Modells auf.

Michael Schrodi, der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, bestätigte, dass die Bundesregierung an einer Reform der privaten Altersvorsorge arbeitet. Ein zentraler Punkt der Reform ist die Überführung der Riester-Rente in ein neues Vorsorgeprodukt, wobei gezielt bürokratische Hemmnisse abgebaut werden sollen. Neben der Verkleinerung der Verwaltungs-, Produkt- und Abschlusskosten ist auch eine Prüfung zur Erweiterung des Kreises der Förderberechtigten vorgesehen. Doch bisher gibt es keinen festgelegten Zeitplan für die Umsetzung dieser Maßnahmen, was viele kritische Stimmen aus der Politik hervorgerufen hat.

Politische Reaktionen und Perspektiven

Die Bundesregierung hat keinen konkreten Zeitplan für die Einsetzung einer geplanten Kommission zur Rente und Alterssicherung vorgelegt. Bundeskanzler Friedrich Merz hatte im April versprochen, die Kommission umgehend nach Regierungsantritt zu berufen. Im Sofortprogramm der Regierung wurde zwar eine umfassende Rentenreform in Aussicht gestellt, doch konkrete Vereinbarungen zur Kommission stehen noch aus. Stefan Schmidt von Bündnis 90/Die Grünen äußerte Bedenken über mögliche Verzögerungen und befürchtet, dass die Riester-Reform in die Rentenkommission verschoben wird, was möglicherweise eine Verzögerung von mindestens zwei Jahren nach sich ziehen könnte.

Die Empfehlungen der Fokusgruppe Private Altersvorsorge, die von der Ampel-Regierung eingesetzt wurde, sind bislang nicht konkret in die Reformpläne eingeflossen. Es bleibt ungewiss, wie die Bürgerinnen und Bürger konkret von den geplanten Veränderungen profitieren sollen. Diskutiert wird auch die Forderung nach der Einführung eines staatlich verwalteten Bürgerfonds für die private Altersvorsorge, um den Versicherten eine sichere und einfachere Anlagemöglichkeit zu bieten.

Die Herausforderungen der Riester-Rente

Die Realrendite der Riester-Verträge hat sich in den letzten Jahren als oft negativ herausgestellt, insbesondere unter Berücksichtigung der Inflation. Hohe Lebenserwartung und gekürzte Rentenfaktoren führen insgesamt zu geringeren Auszahlungen im Ruhestand. Anbieter von Riester-Verträgen erheben Kosten auf Einzahlungen und staatliche Zulagen, was in der Vergangenheit schon oft zu Verlusten für Verbraucher führte. Schätzungen zufolge sind seit der Einführung mehr als 1,8 Milliarden Euro an Steuergeldern in diesen Bereich geflossen.

Der gesetzliche Garantiezins, der bei Einführung noch bei 3,25 Prozent lag, ist mittlerweile auf 0,25 Prozent gesunken und wird 2025 auf 1 Prozent angehoben. Die derzeitige Situation tut der Attraktivität der Riester-Rente nicht gut, zumal viele Verbraucher im Schnitt rund 1.900 Euro an Zulagen und Steuervorteilen zurückzahlen mussten, zusätzlich zu den Gebühren der Anbieter. Die Diskussion um die Zukunft des Riester-Modells bleibt auch deshalb so wichtig, weil bis Ende 2022 noch 15,9 Millionen Verträge existierten, von denen etwa 1 Million in der Auszahlungsphase waren.

Mit diesen Veränderungen steht die Riester-Rente an einem Wendepunkt. Die Hoffnung auf eine zukunftsfähige Reform wird jedoch durch administrative Unsicherheiten und politische Rückschläge getrübt. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu klären, ob es der Bundesregierung gelingt, einen tragfähigen Plan für die private Altersvorsorge zu entwickeln.