Am 6. August 2025 hat das Bundeskabinett ein neues Gesetz verabschiedet, das darauf abzielt, das Rentenniveau bis zum Jahr 2031 stabil zu halten. Dieses Gesetz, das von Sozialministerin Bärbel Bas (SPD) eingebracht wurde, sieht vor, das Rentenniveau auf 48 Prozent zu fixieren und enthält zudem verbesserte Regelungen für Mütterrenten. Eltern, die vor 1992 Kinder geboren haben, sollen ab 2027 drei Jahre Erziehungszeit anrechnen lassen können, um ihre Rentenansprüche zu erhöhen. Trotz dieser positiven Anreize gibt es erhebliche Bedenken hinsichtlich der langfristigen Stabilität des Rentensystems.
Wirtschaftsweise Veronika Grimm hat sich kritisch zu dem Gesetz geäußert. Sie weist darauf hin, dass der demografische Wandel einen enormen Druck auf das Rentensystem ausübt. Das System ist umlagefinanziert, was bedeutet, dass die aktiven Arbeitnehmer die Renten der älteren Generation finanzieren. Angesichts des Geburtenrückgangs und der steigenden Lebenserwartung herrscht ein Ungleichgewicht, das grundlegende Reformen erforderlich macht. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat auf diesen Druck reagiert und einen „Boomer-Soli“ vorgeschlagen, um wohlhabendere Rentner stärker in die Finanzierung des Rentensystems einzubeziehen.
Der „Boomer-Soli“ im Detail
Der Vorschlag eines „Boomer-Solis“ sieht eine moderate Sonderabgabe auf alle Arten von Alterseinkommen vor, einschließlich gesetzlicher und betrieblicher Renten sowie Beamtenpensionen. Ziel dieses Modells ist es, die Rentenkassen zu entlasten und gleichzeitig höhere Rentenansprüche für Menschen mit niedrigeren Einkommen zu finanzieren. Simulationen des DIW zeigen, dass die Altersarmut bei über 65-Jährigen durch den Boomer-Soli um fast ein Viertel gesenkt werden könnte, was eine beachtliche Verbesserung darstellen würde. Besonders Haushalte mit mittleren Alterseinkommen würden kaum belastet oder könnten sogar entlastet werden.
Wirtschaftsweise Martin Werding äußert sich ebenfalls zu den Vorschlägen und warnt, dass der Boomer-Soli die Jüngeren nicht tatsächlich entlastet und die grundsätzlichen Probleme des Rentensystems nur bedingt angeht. Er schlägt eine Erhöhung des Renteneintrittsalters vor, während Bas eine generelle Rente mit 70 ablehnt. Stattdessen plädiert sie für die Einführung einer Erwerbstätigenversicherung, in die auch Selbstständige und Beamte einzahlen sollen.
Die Notwendigkeit einer Reform
Die Diskussion um die Rentenreform wird durch die Alterung der Gesellschaft und den Ruhestand der Babyboomer-Generation zusätzlich angeheizt. Diese Entwicklungen werfen eine zentrale Frage auf: Wer trägt die Kosten für die strukturellen Veränderungen im Rentensystem? Die bisherige Rentenpolitik hat tendenziell die Last auf die jüngere Generation abgewälzt, was eine neue Verteilung zwischen Jung und Alt sowie innerhalb der älteren Generation von Reich zu Arm notwendig macht.
Werding hat drei Maßnahmen zur Reform des Rentensystems vorgeschlagen: eine Umverteilung von Reich zu Arm, eine Inflationsanpassung der Renten sowie eine Veränderung des Nachhaltigkeitsfaktors bei der Rentenanpassung. Trotz der Unattraktivität dieser Lösungen betont er, dass sie unumgänglich sind, um das Rentensystem zukunftssicher zu gestalten.
Die Debatte um die Rentenpolitik zeigt, wie komplex die Herausforderungen sind, die mit dem demografischen Wandel einhergehen. Es gilt, tragfähige Lösungen zu finden, die sowohl die Bedürfnisse der älteren Generation berücksichtigen als auch die junge Bevölkerung nicht unverhältnismäßig belasten. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um eine gerechte und nachhaltige Rentenpolitik zu entwickeln.
Weitere Informationen sind bei fr.de und zeit.de erhältlich.
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