Der Druck auf das gesetzliche Rentensystem in Deutschland nimmt stetig zu. Die gesetzliche Rente steht aufgrund steigender Rentenbezieherzahlen und sinkender Geburtenraten vor enormen Herausforderungen. Wie ASSCompact berichtet, zeigen Prognosen der Deutschen Rentenversicherung, dass das Rentenniveau bis 2040 ohne grundlegende Reformen stark sinken könnte. Dies könnte dazu führen, dass der Beitragssatz zur gesetzlichen Rente auf über 22% steigt, was die Notwendigkeit einer Reform unterstreicht.
Trotz der wiederholten Erkennung des Reformbedarfs im Rentensystem fehlen bislang entscheidende Maßnahmen, um die Einnahmen zu stärken und eine flexible Handhabung der Altersvorsorge zu ermöglichen. Letzte Reformen, wie die Einführung der Grundrente, haben zudem die Finanzierung zusätzlich belastet. Umso wichtiger wird die Modernisierung der privaten Altersvorsorge.
Die Frühstart-Rente als neue Perspektive
Die Politik plant daher eine umfassende Reform, die mit der Einführung der „Frühstart-Rente“ ab 2026 einen neuen Ansatz in der Altersvorsorge verfolgt. Jedes schulpflichtige Kind im Alter von 6 bis 18 Jahren wird dabei monatlich 10 Euro vom Staat erhalten, wie Rentenportal berichtet. Dieses Geld wird in ein privatwirtschaftlich organisiertes, kapitalgedecktes Depot investiert. Ziel ist es, den Zinseszinseffekt frühzeitig zu fördern und eine kapitalmarktorientierte Altersvorsorge zu schaffen.
Es ist entscheidend, dass die Altersvorsorge als gesamtgesellschaftliche Aufgabe betrachtet wird. Die Reform soll dabei helfen, die private Altersvorsorge für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich und verständlich zu machen. Bisherige Produkte waren oft unangemessen kompliziert und daher wenig transparent, was zu einer hohen Kündigungsrate führte.
Fünf zentrale Reformideen für die private Altersvorsorge
- Niedrige Kosten: Die Gesamtkosten sollen auf maximal 0,5% pro Jahr gedeckelt werden, vor allem durch die Nutzung kostengünstiger Indexfonds (ETFs).
- Wahlfreiheit bei Garantien: Durch Modelle mit und ohne Garantien soll auf individuelle Lebenssituationen reagiert werden.
- Flexible Auszahlungen: Teilentnahmen vor Rentenbeginn sollen ermöglicht werden, ebenso wie Einmalzahlungen und die Vererbbarkeit des Restkapitals.
- Automatischer Start (Opt-out): Eine automatische Altersvorsorge soll für alle eingeführt werden, die nicht widersprechen, um die Beteiligungsquote zu erhöhen.
- Klare Steuerregeln: Eine einfache und transparente Förderstruktur wird angestrebt, inklusive Grundförderung für alle.
Ein weiteres wichtiges Element der Reform ist es, auf starre Garantievorgaben und Pflichtverrentungen zu verzichten, um höhere Renditechancen in der Altersvorsorge zu ermöglichen. Dies steht im Einklang mit den Empfehlungen der Fokusgruppe Altersvorsorge, die eine 100%-Beitragsgarantie in der Einzahlphase favorisiert.
Die Bundesregierung hat zudem das Konzept des „Altersvorsorgedepots“ entwickelt, das jedoch auf unbestimmte Zeit verschoben wurde. Die Details zur Frühstart-Rente hinsichtlich der Anlageoptionen und der steuerlichen Behandlung sind bislang noch offen, jedoch blicken viele gespannt auf die bevorstehenden Entwicklungen. Langfristige Anlagen in Aktienfonds haben historisch höhere Renditen erzielt als garantierte Produkte und könnten somit eine attraktive Alternative darstellen.
Für die Bürger ist es ratsam, bestehende Verträge zu prüfen und die neuen Entwicklungen im Bereich der Altersvorsorge aufmerksam zu verfolgen. Die bevorstehenden Reformen könnten auch einen Neustart der privaten Altersvorsorge in Deutschland bedeuten.