Die Diskussion um den neu vorgeschlagenen „Boomer-Soli“ wird immer hitziger. Dieser planmäßige Abgabeansatz, initiiert durch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), zielt darauf ab, Altersarmut zu reduzieren. Wie fr.de berichtet, könnte eine zehnprozentige Abgabe auf Alterseinkünfte, einschließlich Renten, Betriebsrenten und Dividenden, für wohlhabendere Rentner:innen zur Realität werden. Der Freibetrag für diese Abgabe liegt zwischen 1.000 und 1.048 Euro monatlich, sodass nur über diesem Betrag liegende Einkünfte belastet werden. Das DIW schätzt, dass diese Maßnahme das Armutsrisiko bei älteren Menschen von über 18 auf unter 14 Prozent senken könnte.
Eine interessante Perspektive bringt der DIW-Rentenexperte Maximilian Blesch ein. Er hebt hervor, dass Rentenpunkte als Indikator für das tatsächliche Haushaltseinkommen ungeeignet sind. Demografische Veränderungen, insbesondere der Rückzug der Babyboomer-Generation aus dem Berufsleben, setzen das Rentensystem zusätzlich unter Druck, weshalb der „Boomer-Soli“ als generelle Lösung ins Gespräch kommt.
Reaktionen und Kritik
Der Vorschlag hat jedoch auch kritische Stimmen hervorgebracht. Monika Schnitzer, die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, macht eine provokante Schuldzuweisung an die Babyboomer wegen der zurückgehenden Geburtenrate. Positives Feedback erhält der Vorschlag jedoch vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), der auf eine gerechtere Besteuerung von hohen Einkommen und Vermögen setzt. Diese Maßnahmen wären eine sinnvolle Ergänzung zur Bekämpfung des Problems.
In der Debatte um den „Boomer-Soli“ wird auch die Stimme des Bundes der Steuerzahler laut. Dieser kritisiert, dass gerade Rentner:innen mit durchschnittlichem Einkommen betroffen sein könnten, was die Akzeptanz der Maßnahme in der Bevölkerung beeinträchtigen könnte. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) sieht zudem die Gefahr von Ungereimtheiten und Fehlanreizen, die durch den neuen „Boomer-Soli“ entstehen könnten.
Altersarmut und gesellschaftliche Herausforderungen
Einen breiteren Kontext stellt die insgesamt steigende Altersarmut in Deutschland dar. Wie tagesschau.de berichtet, war fast jede fünfte Person über 65 Jahre im vergangenen Jahr armutsgefährdet. Dieser Anteil liegt mit 19,4 Prozent signifikant über dem europäischen Durchschnitt. Der Anstieg der Armutsgefährdung ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, unter anderem auf unzureichende Renten durch nicht kontinuierliche Beiträge.
Ein ergänzender Gesichtspunkt ist die Tatsache, dass 13 Prozent der Rentner auch weiterhin erwerbstätig sind, wobei finanzielle Überlegungen nicht immer im Vordergrund stehen. Eine umfassende Betrachtung zeigt zudem, dass Armutsstatistiken häufig die Vermögenswerte der Haushalte nicht einbeziehen. So besitzen rund 50 Prozent der Haushalte über 65 Jahre Rücklagen von mindestens 172.000 Euro, während die ärmsten 30 Prozent lediglich bis zu 1.900 Euro Vermögen aufweisen.
Zusätzliche Vorschläge zur Bekämpfung der Altersarmut beinhalten unter anderem die Einführung einer armutsvermeidenden Mindestrente, wie sie vom Paritätischen Wohlfahrtsverband gefordert wird. Zudem betont IAQ-Experte Martin Brussig die Wichtigkeit der Stabilisierung der gesetzlichen Rente, die für viele Menschen mit geringem Einkommen die Hauptquelle ihrer Altersvorsorge darstellt. Gute Löhne und sozialversicherte Jobs sind entscheidend, ebenso wie die Vermeidung von Erwerbslosigkeit.
Der „Boomer-Soli“ könnte ein Schritt in die richtige Richtung sein, um die Herausforderungen der Altersarmut in Deutschland zu meistern, während parallel notwendige Reformen im Rentensystem diskutiert werden.