In Deutschland wächst der Druck auf die Bundesregierung, die Reform der privaten Altersvorsorge voranzutreiben. Dreizehn große Unternehmen der Investmentbranche haben einen offenen Appell an die Politik unterzeichnet, um sich für eine umfassende Modernisierung der Altersvorsorge starkzumachen. Zu den Unterzeichnern zählen renommierte Namen wie Blackrock, Vanguard und Franklin Templeton, sowie innovative digitale Finanzdienstleister wie N26 und Scalable Capital. Diese Initiative signalisiert die Dringlichkeit, die Chancen des Kapitalmarkts für die Vermögensbildung besser zu nutzen, insbesondere im Hinblick auf die Riester-Rente, die als gescheitert betrachtet wird.

Aktuell stagnieren die Abschlüsse von Riester-Verträgen, was die private Altersvorsorge in Deutschland in eine kritische Lage bringt. Lediglich etwa 16 Millionen Verträge wurden abgeschlossen, viele davon ruhen oder sind gar gekündigt worden. Der Appell verweist auf die Unzufriedenheit in der Bevölkerung und unterstreicht, dass das Rentenniveau in Deutschland mit etwa 48% deutlich unter dem europäischen Durchschnitt liegt.

Forderungen an die Politik

Die Initiative der Investmentunternehmen umfasst mehrere zentrale Forderungen, die darauf abzielen, die private Altersvorsorge attraktiv und effizient zu gestalten. Zu den wichtigsten Vorschlägen gehören:

  • Ergänzung der Riester-Rente um ein Altersvorsorgedepot, das ohne zwingende Garantien auskommt.
  • Automatische Umwandlung der „Frühstart-Rente“ für Kinder ab sechs Jahren in ein normales Altersvorsorgedepot bei Volljährigkeit.
  • Flexibilität in der Auszahlungsphase, die Auszahlungspläne, (Teil-)Entnahmen und vorzeitige Auszahlungen ermöglicht.
  • Erlaubnis für Dritte (z.B. Eltern, Großeltern), in die Frühstart-Rente einzuzahlen.
  • Erweiterung der Berechtigungen auf alle in Deutschland steuerpflichtigen Personen.

Die Forderungen wurden auch durch technische Vorschläge untermauert. Dazu zählen beispielsweise die Möglichkeit der Anlagekategorie „Cash“ und die Zulassung von Eltifs – Fonds für Direktanlagen in Sachwerte – im Altersvorsorgedepot. Des Weiteren wurde der Bedarf nach einem vollständig digitalen Onboarding-Prozess für Anleger und Regelungen zur Vererbung von Altersvorsorgedepots betont. Die Fintech-Allianz plädiert zudem für eine Anpassung der gesetzlich festgelegten Beiträge an die Inflation sowie die Einbeziehung vermögenswirksamer Leistungen.

Politische Reaktionen und Ausblick

Die politische Reaktion auf den Druck der Investmentbranche war bisher gemischt. Im vergangenen Herbst stellte Finanzminister Lindner einen ursprünglichen Gesetzentwurf für ein steuerbegünstigtes Altersvorsorgedepot vor, der jedoch bislang nicht umgesetzt wurde. Auch im Koalitionsvertrag angesprochene Reformen zur Altersvorsorge müssen nun konkretisiert und zeitnah angegangen werden.

Die Fintech-Branche zeigt sich optimistisch und wartet darauf, dass die im Sofortprogramm der Bundesregierung angekündigten Maßnahmen zur Stärkung der privaten Altersvorsorge zügig umgesetzt werden. Angesichts der stagnierenden Entwicklung der Riester-Rente ist es unerlässlich, dass die Politik handelt, um Deutschlands Rentensystem zukunftssicher zu gestalten.

Auf Grundlage dieser Entwicklungen ist klar, dass die Reform der Altersvorsorge nicht länger aufgeschoben werden kann. Der internationale Vergleich mit Ländern wie Schweden, Großbritannien und der Schweiz zeigt, dass es zahlreiche erfolgreiche Ansätze gibt, von denen Deutschland lernen könnte.

Pfefferminzia und Das Investment berichten über diese Entwicklungen und die dringenden Bedürfnisse der Branche.