Die finanzielle Absicherung im Alter stellt insbesondere für Frauen in Deutschland eine bedeutende Herausforderung dar. Trotz gleicher rechtlicher Möglichkeiten und eines zunehmenden Interesses an Geldanlage starten Frauen oft später mit dem Vermögensaufbau. Der Gender Pension Gap (GPG) verdeutlicht die erheblichen Unterschiede zwischen den Altersvorsorgeansprüchen von Männern und Frauen. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität im Ruhestand.

In der Vergangenheit war die Rollenverteilung klar: Männer arbeiteten, während Frauen Haushalt und Kinder betreuten. Heute haben Frauen in vielerlei Hinsicht aufgeholt, erhalten jedoch oft ein geringeres Einkommen und müssen ihr Finanzpotenzial besser ausschöpfen. Der unbereinigte Gender-Pay-Gap lag im Jahr 2024 bei 16 Prozent, was bedeutet, dass Frauen im Schnitt 4,10 Euro weniger pro Stunde verdienen als Männer. Infolgedessen verfügen Frauen im Ruhestand im Durchschnitt über 50 Prozent weniger Einkommen als ihre männlichen Kollegen.

Ursachen des Gender Pension Gap

Die Einkommensunterschiede sind vielschichtig. So führen längere Erwerbsunterbrechungen durch Kindererziehung und häufigere Teilzeitbeschäftigungen dazu, dass Frauen weniger in die Rentenversicherung einzahlen. Beispielsweise fangen Frauen oft erst Ende 20 mit dem Vermögensaufbau an, während Männer bereits in den frühen Zwanzigern starten. Diese Unterschiede wirken sich direkt auf die Höhe der gesetzlichen Rentenansprüche aus. Der GPG in der gesetzlichen Rentenversicherung beträgt in Westdeutschland bis zu 48 Prozent für ältere Jahrgänge und ist in Ostdeutschland mit 22 Prozent deutlich geringer, da dort Frauen häufiger in Vollzeit tätig sind.

Besonders nach einer Trennung oder Scheidung verschärfen sich die finanziellen Probleme für Frauen. Statistiken zeigen, dass nach einer Trennung das Einkommen von Frauen im Schnitt um 40 Prozent sinkt, während Männer nur 7 Prozent weniger verdienen. Dies verdeutlicht die langfristigen finanziellen Risiken, die mit Beziehungen verbunden sind. Außerdem gehen Frauen bei Scheidungen oft erhebliche Anteile ihrer Altersvorsorge verloren.

Strategien für den Vermögensaufbau

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, sind gute Strategien für den Vermögensaufbau entscheidend. Experten raten, so früh wie möglich zu investieren, da die Rendite mit der Zeit steigt. Der Einstieg in den Aktienmarkt kann bereits mit einem ETF-Sparplan ab 25 Euro im Monat erfolgen. Frauen tendieren dabei oft zu einer Value-Strategie und bevorzugen breit gestreute Depots mit soliden Unternehmen wie Allianz, Siemens oder BASF, was die Risiken senkt und langfristig stabile Renditen verspricht.

In der betrieblichen Altersversorgung (BAV) ist die Beteiligung von Männern um 21 Prozent höher als die von Frauen in Westdeutschland. Zudem zeigen sich in der privaten Altersvorsorge (PAV) deutlichere Unterschiede, insbesondere bei älteren Kohorten, wo Frauen nur 56 Prozent der Anwartschaften von Männern erwarten. Diese Ungleichheiten entstehen unter anderem aufgrund fehlender sozialer Ausgleichselemente in der BAV und PAV.

Insgesamt zeigt sich, dass die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen im Alter stark von frühen Entscheidungen und den gewählten Anlagen abhängt. Ein integriertes Altersicherungssystem, das alle Säulen der Altersvorsorge berücksichtigt, könnte helfen, diesen Gender Pension Gap zu reduzieren und evidenzbasierte Entscheidungen zu fördern. Das trifft besonders auf die jüngeren Generationen zu, bei denen sich der GPG in Ostdeutschland sogar umkehrt und Frauen höhere Anwartschaften als Männer erwarten können.