Ein umfassender Test der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) im Jahr 2024 zeigt gravierende Mängel in der Versicherungsberatung. In insgesamt 72 Gesprächen mit sechs Versicherern und deren Vertriebspartnern wurden erschreckende Ergebnisse dokumentiert. Laut Merkur variieren die jährlichen Kosten zwischen 0,71 und 3,29 Prozent. Dabei wurden oft die zu erwartenden Renditen verschwiegen, wobei viele Verträge nur eine Renditeerwartung von unter 2 Prozent pro Jahr aufwiesen.
Besonders auffällig war, dass die Berater häufig nicht nach den individuellen Wünschen der Kunden, ihrer finanziellen Situation oder Risikobereitschaft fragten. Dies korrespondiert mit den Ergebnissen von Finanztip, der darauf hinweist, dass in rund einem Drittel der Gespräche die Kosten der Produkte ebenfalls überhaupt nicht thematisiert wurden. Die BaFin kritisiert zudem, dass nur in etwa der Hälfte der Fälle dokumentiert war, ob die empfohlenen Produkte den Vorgaben der Europäischen Versicherungsaufsichtsbehörde (EIOPA) entsprachen.
Mangelnde Dokumentation und unzureichende Transparenz
Die Qualität der Beratungsprotokolle lässt ebenfalls zu wünschen übrig. In etwa jedem vierten Fall gab es kein Protokoll, während andere oft ungenau oder sogar widersprüchlich waren. Laut Merkur fehlerhaft waren auch die Unterlagen, die die Berater zur Verfügung stellten; in 32 Prozent der Fälle fehlten Pflichtinformationen.
Die Problematik wird durch die Tatsache verstärkt, dass viele der gelieferten Unterlagen umfangreich und unübersichtlich sind, oftmals mit über 200 Seiten.
Ein weiteres zentrales Thema war die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien, die oft nicht ausreichend erklärt wurden. Ohne eine klare Aufklärung über Anlageprodukte und ihre ökologischen Auswirkungen können Verbraucher schlecht informierte Entscheidungen treffen.
Verbrauchertipps und Beratungsarten
Umso wichtiger wird es, dass Verbraucher sich vor einer Beratung intensiv mit ihren eigenen Wünschen und Zielen auseinandersetzen. Die BaFin gibt nützliche Tipps, um eine fundierte Entscheidung zu treffen. Zu den Empfehlungen gehört, dass Potenzialkunden auf vollständige und klare Unterlagen bestehen und keine Entscheidungen unter Druck treffen sollten. Zudem wird empfohlen, verschiedene Beratungsarten zu betrachten:
- Versicherungsvertreter: Bieten Produkte nur einer oder weniger Versicherungen an.
- Versicherungsmakler: Vermitteln einen breiten Überblick über Produkte verschiedener Anbieter, können jedoch auch Provisionen erhalten.
- Versicherungsberater/Honorarberater: Bieten neutrale Beratung, sind jedoch oft kostenintensiver.
Zusätzlich wird die private Altersvorsorge kritisch betrachtet. Verbraucher sollte sich über die oft nachteiligen Bedingungen neuer Renten- und Lebensversicherungen im Klaren sein. Empfehlenswerte Alternativen sind die geförderte Riester- oder Rürup-Rente, die betriebliche Altersvorsorge sowie eine selbstgestaltete Altersvorsorge mit Aktien-ETFs.
Die BaFin hat betont, dass die Ergebnisse dieses Tests nicht für die gesamte Branche repräsentativ sind. Dennoch verdeutlicht dieser Test die dringende Notwendigkeit für eine verbesserte Beratung in der Versicherungsbranche.
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