Deutschland hat im internationalen Vergleich einen erheblichen Rückstand in der Altersvorsorge. Das deutsche Rentensystem stützt sich stark auf die umlagefinanzierte gesetzliche Rente, deren aktuelles Rentenniveau bei etwa 48 Prozent liegt – das sind 14 Prozentpunkte weniger als der europäische Durchschnitt. Angesichts dieser Situation fordern führende digitale Finanzunternehmen eine umfassende Reform der privaten Altersvorsorge, mit einem besonderen Fokus auf Kapitalmarktprodukte. Dies berichtet DPN Online.
Trotz staatlicher Förderung hat die Riester-Rente nicht den gewünschten Erfolg erzielt. Viele Riester-Verträge ruhen oder wurden gekündigt. Bis Ende 2023 wurden über 20,1 Millionen Verträge verkauft, von denen jedoch rund 4,6 Millionen – knapp ein Viertel – wieder aufgelöst wurden. Diese Zahlen werfen ein Licht auf die Schwierigkeiten, mit denen das System konfrontiert ist. Verbraucher haben im Durchschnitt etwa 1.900 Euro an Zulagen und Steuervorteilen zurückgezahlt, was viele abschreckt, sich weiterhin auf diese Form der Altersvorsorge zu verlassen, wie Finanztip berichtet.
Forderungen nach Reformen
Eine Vielzahl von Menschen in Deutschland ist unzufrieden mit den aktuellen Möglichkeiten zur Altersvorsorge. Eine Umfrage zeigt, dass 70,8 Prozent der Deutschen sich bessere Optionen wünschen. Den Forderungen der digitalen Finanzbranche zufolge soll unter anderem eine Frühstart-Rente eingeführt werden, die junge Menschen bereits ab dem sechsten Lebensjahr an das Investieren in Kapitalmärkte heranführt. Diese innovative Rente würde den Übergang zur regulären Altersvorsorge ohne bürokratische Hürden ermöglichen. Zudem schlagen die Unternehmen vor, dass Einzahlungen von Dritten, etwa durch Eltern oder Großeltern, in die Frühstart-Rente zulässig sein sollen.
Ein weiterer Aspekt der geforderten Reform ist die Einführung eines steuerbegünstigten Altersvorsorgedepots. Obwohl ein entsprechendes Gesetz im Herbst 2024 vorgestellt wurde, blieb eine Umsetzung bisher aus. Es wird angestrebt, dass dieses Depot ohne die Verpflichtung zu Garantien angeboten werden kann und Flexibilität in der Auszahlungsphase, einschließlich vorzeitiger Entnahmen, ermöglicht wird.
Herausforderungen des bestehenden Systems
Das bisherige Riester-System ist aufgrund verschiedener Faktoren in der Kritik. Die Realrendite der Riester-Verträge ist häufig negativ, insbesondere wenn die Inflation berücksichtigt wird. Zudem verringern hohe Lebenserwartungen und die gesenkten Rentenfaktoren die monatlichen Auszahlungen im Ruhestand erheblich. Anbieter dürfen Kosten auf Einzahlungen und staatliche Zulagen erheben, was häufig zu hohen Gebühren führt und das System zusätzlich belasten kann.
Zusammenfassend zeigt sich, dass digitale Finanzunternehmen optimistisch in die Zukunft blicken und glauben, dass umfassende Reformen zu einem nachhaltigeren Modell der Altersvorsorge führen könnten. Die Politik wird aufgefordert, zügig zu handeln, um den aktuellen Herausforderungen und dem dringenden Reformbedarf gerecht zu werden.
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