Der demografische Wandel in Deutschland stellt das umlagefinanzierte Rentenversicherungssystem vor enorme Herausforderungen. Laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) wird die Zahl der Neurentnerinnen und Neurentner in den kommenden Jahren deutlich zunehmen, insbesondere bedingt durch den Renteneintritt der geburtenstarken Jahrgänge der 1950er und 1960er Jahre. Dies führt zu einem Anstieg des Altenquotienten, das Verhältnis von Menschen im Rentenalter zu Erwerbstätigen, welches voraussichtlich von 0,33 auf 0,42 im Jahr 2035 steigen wird. Bereits 2023 gingen mehr als 950.000 Menschen in Altersrente, während es 2010 lediglich 670.000 waren. Diese demografischen Veränderungen fordern die Rentenpolitik heraus, die klären muss, wer die Belastungen tragen soll und wie dies organisiert werden kann, ohne die jüngere Generation unverhältnismäßig zu belasten.
Das vermeintlich stabile Rentenniveau wird zunehmend zur Gefahr, da es für viele Rentner nicht zum Leben reicht. Der Deutschlandfunk berichtet, dass 61% der Rentner weniger als 1.200 Euro netto pro Monat erhalten. Bei alleinstehenden Rentnern liegt die Rente häufig sogar unter der Armutsgefährdungsschwelle. Ein Drittel der Rentner bezieht sogar weniger als 750 Euro netto. Diese Situation wirft die Frage auf, wie die Rentenversicherung auf die anhaltend sinkenden Geburtenraten und die steigende Lebenserwartung reagieren kann, die zusammen zu einer zunehmenden Zahl von Rentnern führen.
Finanzierungsprobleme der Rentenversicherung
Aktuell wird die gesetzliche Rentenversicherung durch ein umlagefinanziertes System betrieben, in dem die Beiträge der Erwerbstätigen die Rentenzahlungen finanzieren. Der Bund trägt bereits heute mit Zuschüssen, die 30% der Rentenausgaben abdecken und über 25% des Bundeshaushalts ausmachen, zur Stabilität bei. Laut Prognosen könnten bis 2030 bis zu 60% des Bundeshaushalts für die Rente benötigt werden, was langfristige Finanzierungsprobleme mit sich bringt. Der wissenschaftliche Beirat des Wirtschaftsministeriums warnt vor „schockartig steigenden Finanzierungsproblemen“.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, plant die Bundesregierung, das Rentenniveau bis 2031 bei 48% zu stabilisieren und gleichzeitig den Beitragssatz zu erhöhen. Zentrale Stellschrauben der Rentenpolitik sind der Beitragssatz, das Sicherungsniveau sowie das Renteneintrittsalter. Derzeit liegt die Haltelinie für Rentenbeiträge maximal bei 20% des Durchschnittsverdienstes, was aktuell bei 18,6% liegt. Die Altersgrenze für die Rente ohne Abschläge soll bis 2029 schrittweise auf 67 Jahre angehoben werden, was von Experten gefordert wird, um dem Anstieg der Lebenserwartung Rechnung zu tragen.
Vorschläge zur Reform und mögliche Umverteilung
In der politischen Diskussion gibt es vielseitige Ansätze zur Reform der Rentenversicherung. Eine Möglichkeit, die bereits diskutiert wird, ist eine Solidaritätsabgabe auf Alterseinkünfte, um eine Umverteilung innerhalb der Rentenversicherung zu ermöglichen. Das DIW hat verschiedene Varianten der Besteuerung von Alterseinkünften aufgezeigt, die jedoch alle darauf abzielen, dass keine Erwerbseinkommen besteuert werden, um negative Anreize zu vermeiden. Interessanterweise sind alle vorgeschlagenen Szenarien budgetneutral, da zusätzliche Steuereinnahmen innerhalb der älteren Generationen umverteilt würden.
Obgleich die Politik verschiedene Lösungen anstrebt, gibt es bereits klare Anzeichen dafür, dass der Anstieg der Altersarmut, insbesondere bei Frauen mit unterbrochenen Erwerbsbiografien, nicht zu unterschätzen ist. Es ist dringend geboten, rechtzeitig Weichen zu stellen, um die Herausforderungen des demografischen Wandels erfolgreich zu bewältigen und die Rente in Deutschland zukunftssicher zu gestalten.DIW berichtet, dass … Deutschlandfunk erwähnt, dass …
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