Deutschlands Rentensystem sieht sich aktuell vor erheblichen Herausforderungen, insbesondere durch den Ruhestand der geburtenstarken Jahrgänge der 1950er- und 1960er-Jahre. Um dieser Situation zu begegnen, haben Experten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) den Vorschlag eines „Boomer-Soli“ unterbreitet. Dieser soll dazu dienen, die Umlagenfinanzierung zu stabilisieren und das Rentensystem langfristig zu sichern.
Der „Boomer-Soli“ bezeichnet eine Sonderabgabe auf Alterseinkünfte, die über einem Freibetrag von 1.048 Euro monatlich liegen. Hierzu zählen nicht nur die gesetzliche Rente, sondern auch private Altersvorsorge, Kapitalerträge und Mieteinnahmen. Die Abgabe soll zehn Prozent auf Einkünfte jenseits des Freibetrags betragen sowie eine breite Bemessungsgrundlage haben, die auch betriebliche Renten und Pensionen von Beamt*innen berücksichtigt.
Verteilung der Sonderabgabe
Laut den Berechnungen des DIW würde diese Abgabe dazu führen, dass das ärmste Fünftel der Rentnerhaushalte etwa elf Prozent mehr Einkommen erhält. Im Gegensatz dazu müssten das reichste Fünftel durchschnittlich vier Prozent abgeben, während das zweitreichste und das mittlere Fünftel Belastungen von 2,5 bzw. 0,6 Prozent zu erwarten hätten. Diese Umverteilung müsste ebenso durch eine Reform innerhalb der Rentenanwartschaft ergänzt werden, um die niedrigen Renten zu erhöhen und höhere Renten zu mindern.
Zusätzlich wird erwartet, dass die armutsrisikobehaftete Quote im Alter durch die Einführung des Boomer-Soli von gut 18 auf knapp 14 Prozent sinken könnte. Damit würde sich die wirtschaftliche Lage vieler älterer Menschen deutlich verbessern und eine gerechtere Verteilung der Renten sicherstellen.
Politische Reaktionen und Ausblick
Politisch wird derzeit eine Absicherung des Rentenniveaus für die kommenden Jahre von Union und SPD angestrebt. Eine entsprechende Rentenkommission soll gemäß Koalitionsvertrag über die Zukunft der Alterssicherung beraten. Um die Herausforderungen durch den demografischen Wandel zu bewältigen, sind mutige und weitreichende Reformen gefordert.
Ein weiterer Punkt lautet, dass gesetzliche Renten für wohlhabende Haushalte häufig weniger bedeutend sind, während alternative Altersvorsorgeformen eine entscheidendere Rolle spielen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer umfassenden Betrachtung der Alterseinkünfte, wie sie auch DIW-Experte Maximilian Blesch betont, der erklärt, dass die Rentenpunkte in der gesetzlichen Rente kein verlässlicher Indikator für das Haushaltseinkommen sind.
Die Vorschläge des DIW könnten folglich entscheidend für die Stabilisierung Deutschlands Rentensystems sein. Die anhaltende Diskussion um den Boomer-Soli zeigt, wie wichtig es ist, eine faire und zukunftsfähige Absicherung im Alter zu gewährleisten.
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