Die jüngsten politischen Entwicklungen in Deutschland haben weitreichende Auswirkungen auf die Altersvorsorge. Das Scheitern der Ampel-Koalition hat zur Folge, dass wichtige Gesetzentwürfe, darunter die Reform der privaten Altersvorsorge sowie das zweite Betriebsrentenstärkungsgesetz, nicht umgesetzt werden konnten. Dies stellte Georg Thurnes, der scheidende Vorstandsvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung, auf der Jahrestagung in Berlin mit Besorgnis fest. Thurnes betonte, dass bei einer Neuauflage der Regierung die betriebliche Altersversorgung nicht schlechter behandelt werden sollte als die Privatvorsorge.

Diese Forderung wird immer dringlicher, da die Notwendigkeit einer umfassenden Altersvorsorge durch die sinkenden Leistungsniveaus der Rentenversicherung deutlich wird. Die betriebliche Altersversorgung war ursprünglich als freiwillige Sozialleistung konzipiert, um die Rentenversicherung aufzustocken. Seit der Riester-Reform hat sie jedoch ein erweitertes Sicherungsziel und wird durch steuerliche Entlastungen und Zuwendungen gefördert, wie die Bundeszentrale für politische Bildung erläutert.

Vielfältige Ausgestaltung der Altersvorsorge

Betriebliche Altersvorsorge nimmt in der deutschen Rentenlandschaft eine zentrale Rolle ein. Der Anspruch auf Betriebsrente durch Entgeltumwandlung besteht seit 2002 und ist an das Arbeitsverhältnis gebunden. Diese Regelung führt jedoch zu Problemen hinsichtlich der Portabilität und Sicherheit bei einem Arbeitsplatzwechsel. Laut den Informationen der Versicherungsmonitor spielt auch die Betriebsgröße sowie der branchenspezifische Kontext eine wichtige Rolle in der Verbreitung und Ausgestaltung der Betriebsrenten.

Für 2019 zeigen die Zahlen, dass 28% der Männer und 9% der Frauen über 65 Jahre in alten Bundesländern eine Betriebsrente bezogen. In den neuen Bundesländern waren es lediglich 7% der Männer und 3% der Frauen. Dies verdeutlicht die Herausforderungen und das verlangsamte Tempo beim Ausbau der betrieblichen Altersversorgung, trotz der bestehenden Fördermöglichkeiten durch Entgeltumwandlung.

Kritik und Zukunftsaussichten

Die Diskussion um die Altersvorsorge wird zudem von Forderungen nach einer obligatorischen betrieblichen Altersversorgung begleitet. Kritiker weisen darauf hin, dass die betriebliche Altersversorgung keinen sozialen Ausgleich vorsehe und Unsicherheiten über die Rentenhöhe und deren Anpassung aufgrund der Abhängigkeit von Finanzmärkten existieren. Dies betrifft sowohl die betriebliche als auch die private Altersvorsorge, die auf Freiwilligkeit und Kapitalanlage basiert.

Im Kontext der privaten Altersvorsorge stehen verschiedene Modelle wie die Riester-Rente im Fokus. Diese ermöglicht Förderungen durch Zulagen und steuerliche Abzüge. Bis Ende 2022 wurden über 15,9 Millionen Riester-Verträge abgeschlossen. Jedoch sind die hohen Abschluss- und Verwaltungskosten ein häufig genannter Kritikpunkt, da sie einen Großteil der Zulagen aufzehren können. Zudem fiel die Garantieverzinsung der Riester-Rente von 4% im Jahr 2010 auf 0,25% im Jahr 2023, was das Vertrauen in diese Form der Altersvorsorge weiter beeinträchtigen könnte.

Die Herausforderungen der Altersvorsorge sind vielfältig und erfordern dringende Reformen nicht nur in der betrieblichen, sondern auch in der privaten Altersvorsorge. Es bleibt abzuwarten, wie eine künftige Regierung diese dringenden Themen angehen wird.