Die betriebliche Altersversorgung (bAV) stellt eine zentrale Säule im deutschen Vorsorgesystem dar. Sie soll insbesondere dem Risiko der Altersarmut entgegenwirken, gerade für Arbeitnehmer mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Dennoch zeigt die aktuelle Situation, dass nur 22,6 % der berufstätigen Frauen über einen bAV-Vertrag verfügen, während es bei Männern 77 % sind. Diese Diskrepanz weist auf tiefere Probleme hin, die sowohl gesellschaftlicher als auch struktureller Natur sind.Cash-Online berichtet, dass insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) Schwierigkeiten haben, die bAV zu implementieren. Die Verbreitung wird durch komplexe rechtliche Rahmenbedingungen, administrativen Aufwand und mangelnde Bekanntheit gehemmt.

Ein weiterer Faktor ist das niedrige Engagement von bAV-Experten, die zu 90 % männlich sind. Dies führt zu einer geringeren Berücksichtigung der spezifischen Bedürfnisse von Frauen in Bezug auf Altersvorsorge, was sich in den durchschnittlichen monatlichen Alterseinkünften widerspiegelt: Frauen erhalten im Schnitt 803 Euro, während Männer 1300 Euro erhalten. Das Prinzip der Freiwilligkeit in der bAV hat sich in den letzten 22 Jahren als ineffektiv erwiesen, und das Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG) von 2018 hatte nur eine begrenzte Wirkung auf dieses Problem.

Ursachen und Auswirkungen der Altersarmut

Die Ursachen für Altersarmut bei Frauen sind vielfältig und liegen oft in sozialen und ökonomischen Strukturen. Frauen arbeiten häufig in Teilzeit oder nehmen Eltern- und Pflegezeiten in Anspruch. Diese Umstände führen zu reduzierten Ansprüchen in der gesetzlichen Rente und können durch Beitragsfreistellungen in der bAV noch verschärft werden. Viele Frauen übernehmen die Verantwortung für Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen, was dazu führt, dass sie geringere Rentenansprüche aufbauen.BAV heute stellt fest, dass offene Gespräche zwischen Partnern über Rentenlücken wichtig sind, um Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten.

Um die Finanzlücke im Alter zu schließen, können Zuzahlungen in Direktversicherungen hilfreich sein. Arbeitgeber haben die Möglichkeit, durch durchdachte betriebliche Altersversorgungskonzepte gezielt zu unterstützen. Ein Beispiel hierfür ist eine tariflich geregelte bAV für Arzthelferinnen, wo Arbeitgeber bis zu 76 Euro pro Monat beitragen können. Mit einem AG-Zuschuss von 20 % auf die Entgeltumwandlung, mindestens 10 Euro, wird die bAV attraktiver.Wie BAV heute zeigt, können auch Unternehmen ohne tarifliche Regelung wertvolle bAV-Angebote bereitstellen.

Die Notwendigkeit der Digitalisierung

Trotz der Herausforderung durch Komplexität und mangelnde Bekanntheit bleibt der persönliche Kontakt in der Beratung zur bAV wichtig. Dennoch zeigt sich eine wachsende Nachfrage nach digitalen Lösungen, um Beratung, Antragstellung und Verwaltung zu vereinfachen. Die erst kürzlich gescheiterte Umsetzung von BRSG II zeigt, wie dringlich die Notwendigkeit ist, die bAV zu reformieren und zu modernisieren. Unternehmen stehen unter Druck, attraktive bAV-Angebote bereitzustellen, um im Wettbewerb um Fachkräfte bestehen zu können.

Abschließend ist klar: Die Lösungen gegen Altersarmut sind mehrschichtig und müssen sowohl persönliche Gespräche zwischen Partnern als auch innovative bAV-Konzepte von Arbeitgebern beinhalten. Angesichts der steigenden Lebenserwartung von Frauen, die aktuell bei 83,2 Jahren liegt, ist es umso wichtiger, diese Themen ernst zu nehmen und aktiv anzugehen.