Die Diskussion um eine umfassende Reform der Altersvorsorge wird zunehmend als dringend notwendig erachtet. Viele Kritiker bemängeln, dass politische Entscheidungen in diesem Bereich oft als zaghaft, kleinteilig oder sogar kompliziert wahrgenommen werden. Diese Reformunwilligkeit in der Politik hat dazu geführt, dass strukturelle Probleme mit kosmetischen Maßnahmen überdeckt werden, was den wahrhaften Handlungsbedarf verdeckt. Dies meldet cash-online.

Der Vertrieb sieht eine klare Notwendigkeit für ein abgestimmtes Konzept, das die gesetzliche, betriebliche und private Altersvorsorge integriert. Dies ist erforderlich, um ein langfristig tragfähiges und verständliches System zu schaffen. Die Unsicherheit, Komplexität und mangelnde Transparenz im aktuellen System bremsen die private Vorsorge, da Produkte einfacher verstanden werden müssen, um abgeschlossen zu werden.

Handlungsbedarf und Reformansätze

Einige der zentralen Herausforderungen umfassen die Notwendigkeit einer funktionierenden betrieblichen Altersversorgung, besonders im Mittelstand. Viele junge Menschen tragen die finanzielle Hauptlast des bestehenden Systems, während sie gleichzeitig sehen, wie ältere Generationen vom Status quo profitieren. Eine ausgewogene Reform muss diese bestehende Schieflage adressieren. Vertreter der Branche, wie David Jesko Kannenberg von der Stuttgarter Lebensversicherung, rufen die Politik dazu auf, klare Strukturen zu schaffen und Bestehendes sinnvoll weiterzuentwickeln.

Das deutsche Alterssicherungssystem wird als ein Drei-Säulen-System charakterisiert, wobei die gesetzliche Rentenversicherung nach wie vor das größte und wichtigste System bleibt. Die Absenkung des Leistungsniveaus hat bereits zu Versorgungslücken geführt, die durch betriebliche und private Vorsorge ausgeglichen werden sollen. Diese Unsicherheiten und die immer wiederkehrende Diskussion über die Angemessenheit der Alterseinkommen zeigen den klaren Handlungsbedarf auf, um Altersarmut in der Gesellschaft zu vermeiden. In diesem Kontext wird die Einführung der Grundrente ab 2021 als ein Schritt in die richtige Richtung angesehen, der rund 1,1 Millionen Versicherte betrifft, wobei 72 % dieser Begünstigten Frauen sind, wie bpb berichtet.

Die Ursachen für Altersarmut liegen nicht nur im Rentensystem selbst, sondern spiegeln auch die aktuelle Arbeitsmarktlage wider. Themen wie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie der Mangel an Kinderbetreuung und Pflegeeinrichtungen werden als entscheidende Faktoren bei der Schaffung gerechterer Altersvorsorgemodelle angesehen. Reformen zur Schließung von Sicherungslücken werden sowohl von Parteien als auch von Verbänden kritisch diskutiert.

Eine weitere Herausforderung ist die Forderung nach einer obligatorischen betrieblichen privaten Altersvorsorge, vor dem Hintergrund von Unsicherheiten an den Finanzmärkten. Frauen sind im Alter besonders benachteiligt, was teilweise an ihren Erwerbsbiografien und niedrigeren Löhnen liegt. Maßnahmen zur Verbesserung der Alterssicherung für Frauen könnten unter anderem die Anrechnung von Kindererziehungs- und Pflegezeiten sowie die Anhebung niedriger Entgeltpunkte umfassen.