In den kommenden Jahren stehen erhebliche Veränderungen im Rentensystem sowohl in Österreich als auch in Deutschland bevor, die für viele Rentner schwerwiegende Auswirkungen haben könnten. Ab dem Jahr 2026 werden in Österreich die Renten nur noch für Bezieher mit niedrigen Einkommen angehoben. Rentner, die weniger als 2.500 Euro Monatsrente erhalten, können mit der vollen Rentenerhöhung rechnen. Höhere Renten hingegen werden eingefroren und erhalten lediglich eine Einmalzahlung, was zu einem realen Verlust an Kaufkraft für viele Betroffene führen könnte. Zudem müssen alle Rentner ab 2026 mit steigenden Krankenkassenbeiträgen rechnen. Diese Maßnahmen sind Teil eines Maßnahmenpakets, das Österreichs Haushaltsdefizit, welches im Jahr 2024 bei 4,7 % lag, reduzieren soll. Dies liegt über der EU-Grenze von 3 %.

Um Vorgaben bis 2028 zu erfüllen, sieht die österreichische Regierung vor, über 6,3 Milliarden Euro einzusparen. Arbeitgeberverbände und die Opposition warnen bereits vor einem Vertrauensverlust in das Rentensystem. Ähnliche Diskussionen sind auch in Deutschland im Gange, wo über Maßnahmen wie den „Boomer-Soli“ und Kürzungen der Mütterrente debattiert wird. Der Boomer-Soli könnte wohlhabende Rentner dazu verpflichten, 3 bis 4 % ihres Einkommens abzugeben. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) schätzt, dass die Armutsgefährdungsquote in Deutschland von 18 % auf 14 % gesenkt werden könnte, wenn entsprechende Maßnahmen ergriffen werden.

Rentenentwicklung und Herausforderungen

Die Problematik wird verstärkt durch die Prognose, dass das deutsche Rentenniveau bis 2050 von 48 % auf 42 % sinken könnte. Zudem leben derzeit 18 % der Rentner in Deutschland unter der Armutsgrenze, wobei eine steigende Tendenz zu beobachten ist. Im Gegensatz dazu lag die durchschnittliche gesetzliche Rente in Österreich im Jahr 2022 bei 1.645 Euro pro Monat, was etwa 500 Euro höher ist als in Deutschland, wo die durchschnittliche Rente bei 1.120 Euro liegt. Diese Differenz ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen, darunter höhere Beitragssätze und eine breitere Abdeckung des Rentensystems in Österreich.

In Österreich zahlen nahezu alle Beschäftigungsgruppen, einschließlich Selbstständiger, verpflichtend in die Rentenversicherung ein. Die Finanzierung des höheren Leistungsniveaus wird durch einen Beitragssatz von 22,8 % in Österreich im Vergleich zu 18,6 % in Deutschland sowie durch höhere Bundesmittel unterstützt. Diese Umstände erklären rund die Hälfte des Rentenunterschieds zwischen den beiden Ländern. Die jüngere Bevölkerungsstruktur in Österreich trägt ebenfalls zur Stabilität des Rentensystems bei, da das Verhältnis von Erwerbsbevölkerung zu Rentenbevölkerung bei 3,2 zu 1 liegt, während es in Deutschland nur 2,7 zu 1 beträgt.

Aktuelle Rentenreformen und Armutsrisiko

Die aktuellen Reformen in beiden Ländern zeigen, dass die Regierungen verstärkt Maßnahmen ergreifen, um die Nachhaltigkeit der Rentensysteme zu gewährleisten. In Österreich stehen unter anderem die Angleichung der Beamtenpensionen an die gesetzliche Rente und die Anhebung des Rentenalters für Frauen von 60 auf 65 Jahre bis 2033 auf der Agenda. Auch die Abschaffung der abschlagsfreien Frührente und die Einführung eines Frühstarterbonus sollen die Erwerbstätigkeit im Alter fördern und gleichzeitig die Rentenleistungen stabilisieren.

Trotz dieser Anstrengungen ist die Armutsrisikoquote im Alter in Österreich mit 15 % etwas niedriger als in Deutschland mit 18 %. Der steigende Druck auf die Rentensysteme und die damit verbundenen Kürzungen könnten jedoch langfristig dazu führen, dass diese Zahlen weiter steigen, wenn nicht bald geeignete Maßnahmen zur Stabilisierung ergriffen werden. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation entwickeln wird und welche Auswirkungen die anstehenden Reformen sowohl für österreichische als auch für deutsche Rentner haben werden.