Die private Altersvorsorge gewinnt in Deutschland stetig an Bedeutung. Im Jahr 2024 wurden rund zwei Millionen neue private Rentenversicherungen abgeschlossen, was nahezu identisch mit den Zahlen vor einem Jahrzehnt ist. Diese Art der Altersvorsorge wird jedoch zunehmend kritisch betrachtet, denn laut dem Geldratgeber Finanztip verlieren deutsche Sparer langfristig Geld durch diese Verträge.

Ein konkretes Beispiel verdeutlicht die Problematik der Kosten: Bei einer monatlichen Einzahlung von 300 Euro in eine Rentenversicherung über 35 Jahre entstehen Abschlusskosten von bis zu 2,5 Prozent der Beiträge, was insgesamt 3.150 Euro entspricht. Diese Kosten werden in der Regel in den ersten fünf Jahren abgezogen und führen dazu, dass die Rendite im Schnitt um 1,9 Prozent pro Jahr gemindert wird. Bei einer angenommenen Bruttorendite von 6 Prozent vor Kosten würde ein Versicherter in 35 Jahren etwa 414.000 Euro ansparen. Nach Abzug der Kosten bliebe jedoch nur eine Effektivrendite von 4,1 Prozent, was 276.500 Euro entspricht. Der Unterschied zwischen Brutto- und Nettorendite beträgt somit 137.500 Euro.

Kritik an der privaten Rentenversicherung

Finanztip kritisiert, dass viele Menschen die finanziellen Auswirkungen dieser Kostenstruktur nicht verstehen. Das Argument der Versicherungsbranche bezüglich der steuerlichen Begünstigung von Rentenversicherungen wird ebenfalls als unhaltbar erachtet. Zudem schneidet eine ETF-Nettopolice nach Steuern schlechter ab als ein ETF-Sparplan. Ein weiteres häufig genanntes Argument der Versicherer ist, dass ETFs keine lebenslange Rente bieten. Finanztip schlägt eine konservative Entnahme von 3 Prozent pro Jahr aus einem ETF-Sparplan vor, um das Kapital im Alter nicht zu verlieren.

Im Vergleich zu privaten Rentenversicherungen bieten ETFs zahlreiche Vorteile. Diese zeichnen sich durch niedrige Kosten und hohe Flexibilität aus. Die jährliche Verwaltungsgebühr (TER) für ETF-Sparpläne liegt zwischen 0,1 und 0,5 Prozent, wobei viele Direktbanken sogar kostenlose Sparpläne anbieten. Die Gesamtkosten bei einer privaten Rentenversicherung richten sich dagegen nach Abschlusskosten, laufenden Verwaltungsgebühren und Garantiekosten und summieren sich auf 2 bis 3 Prozent jährlich.

Flexibilität und Sicherheitsaspekte

Die Flexibilität ist ein weiterer entscheidender Aspekt im Vergleich der Anlageformen. Während ETF-Sparpläne eine hohe Anpassungsfähigkeit bieten und Kapitalentnahmen jederzeit möglich sind, ist die Flexibilität bei privaten Rentenversicherungen stark eingeschränkt. Vorzeitige Kündigungen sind häufig mit Verlusten verbunden, was die finanzielle Sicherheit der Sparer gefährden kann.

Andererseits bieten private Rentenversicherungen gewisse Sicherheitsmerkmale, wie Beitragsgarantien und garantierte Mindestrenten. Jedoch müssen Sparer auch hier beachten, dass die Renditechancen eingeschränkt sind. ETFs hingegen unterliegen Kursschwankungen, haben in der Vergangenheit jedoch historisch attraktive Renditen von 6 bis 8 Prozent jährlich erzielt.

Steuerlich unterscheiden sich die beiden Anlageformen ebenfalls erheblich. Während ETF-Sparpläne der Abgeltungssteuer sowie der jährlichen Freigrenze unterliegen, profitieren private Rentenversicherungen von einer nachgelagerten Besteuerung, bei der keine Steuern in der Ansparphase anfallen.

Fazit

Zusammenfassend zeigt sich, dass ETFs für renditeorientierte Langzeit-Sparer aufgrund ihrer niedrigeren Kosten, hohen Flexibilität und besseren Renditechancen vorteilhafter sind. Private Rentenversicherungen bieten zwar Sicherheit und steuerliche Vorteile, sind jedoch weniger flexibel und kostenintensiver. Die Entscheidung für die geeignete Anlageform hängt letztlich von den individuellen Zielen, der Risikobereitschaft und den finanziellen Möglichkeiten ab. Eine Kombination aus beiden Produkten kann für viele Anleger eine attraktive Strategie sein.

Die oben genannten Aspekte sollten potenzielle Anleger ernsthaft in Betracht ziehen, bevor sie sich für eine Form der Altersvorsorge entscheiden. Eine umfassende Beratung durch Fachleute wird daher dringend empfohlen.