In Deutschland sind die Altersvorsorgen von über 10.000 Zahnärzten in akuter Gefahr. Die Versorgungskasse der Berliner Zahnärzte (VZB) kämpft mit schwerwiegenden finanziellen Problemen. Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass die Situation ernster ist als bislang angenommen. Laut Capital verwaltet die VZB die Altersvorsorge für Zahnärzte in Berlin, Brandenburg und Bremen und befindet sich in einer finanziellen Schieflage.
Ein erheblicher Teil der Anlagen des VZB ist akut gefährdet, was zu einem drohenden Totalverlust für die betroffenen Mitglieder führen könnte. Die VZB ist das größte Versorgungswerk für Zahnärzte in der Region und stellt damit eine wichtige Säule der Altersvorsorge dar.
Risiken und Herausforderungen
Die wirtschaftlichen Probleme sind eng mit riskanten Geldanlagen verbunden. Wie Focus berichtet, haben die Versorgungswerke der Zahnärzte in zahlreiche riskante Projekte investiert, vor allem in die inzwischen insolvente Element Insurance AG und den Baukonzern Signa Holding. Die Insolvenz der Element-Versicherung, die im Dezember 2024 aufgrund finanzieller Schwierigkeiten und der Kündigung eines wichtigen Rückversicherers ins Straucheln geriet, hat weitreichende Folgen. Die BaFin stellte daraufhin im Januar 2025 einen Insolvenzantrag, was die Situation weiter verschärfte.
Die VZB war mit über 80 Prozent an der Element Insurance AG beteiligt und musste in den vergangenen Jahren immense Werte abschreiben, darunter 45 Millionen Euro in 2022 und 65 Millionen Euro in 2023. Die versprochene Rendite von drei Prozent wurde regelmäßig verfehlt, was das Vertrauen der Mitglieder stark beeinträchtigt hat.
Folgen für die Mitglieder
Mitglieder der VZB zahlen monatliche Prämien von oft über 1000 Euro und konnten bisher auf Rentenansprüche zwischen 2500 und 3000 Euro zählen. Doch aufgrund der misslichen Lage kündigte das Versorgungswerk „schmerzhafte und unerwartete Einschnitte“ für rentennahe Jahrgänge an. Diese Unsicherheiten sorgen für Verunsicherung unter den Betroffenen.
Ein weiteres Problem sind die unterschiedlichen Rentenbescheide, die im Jahr 2023 aufgrund ungleicher Behandlung von Männern und Frauen aufgehoben wurden. Die niederen Zinsen in den letzten Jahren haben dazu geführt, dass die Versorgungswerke risikoreichere Anlagen suchten, was letztlich zu den heutigen Schwierigkeiten führte.
Freiberufler wie Zahnärzte sind von der gesetzlichen Rentenversicherung nicht pflichtversichert und sind stattdessen auf berufsständische Versorgungswerke angewiesen. Dies erhöht das Risiko für die Mitglieder, da es keinen Sicherungsfonds gibt, der im Fall einer Insolvenz einspringen könnte. Die Distanzierung von riskanten Anlagen ist bereits von einigen Zahnärztekammern in Westfalen Lippe und Hessen zu beobachten.
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