Das Comeback der Lebensversicherungen ist in vollem Gange. Nach 15 Jahren stagnierenden Wachstums zeigt sich seit ein bis zwei Jahren ein deutlicher Aufwärtstrend. Ralph Müller, Generaldirektor der Wiener Städtischen, berichtet von einem deutlichen Anstieg in den Prämieneinnahmen für Lebensversicherungen, der sich in verschiedenen Regionen und Segmente bemerkbar macht. Besonders auffällig ist das Wachstum in der Steiermark, wo die Prämieneinnahmen im ersten Quartal 2024 um 6,2 Prozent auf 46,5 Millionen Euro gestiegen sind. Das Vertrauen in staatliche Altersvorsorgesysteme schwindet zunehmend, was als einer der Gründe für diesen Anstieg angesehen wird.
Im bundesweiten Kontext verzeichnete die Wiener Städtische ein Prämienwachstum bei Lebensversicherungen von 1,7 Prozent, was nahezu 1,2 Milliarden Euro entspricht. Der gesamte Markt für Lebensversicherungen in Österreich wuchs um 1,3 Prozent und erreicht nun 5,2 Milliarden Euro. Müller führt das Wiedererstarken der Lebensversicherungen auf die aktuellen Debatten bezüglich des Pensionssystems zurück, verbunden mit einem allgemeinen Vertrauenserverlust in die staatliche Altersvorsorge.
Marktdynamik und Zukunftsaussichten
Michael Witsch, Landesdirektor der Wiener Städtischen, sieht weiteres Wachstum für Lebensversicherungen in den kommenden Jahren voraus. Die Anfrage nach privaten Krankenzusatzversicherungen bleibt stabil, mit etwa jeder dritten Person in Österreich, die eine solche Versicherung besitzt. Das Durchschnittsalter der Neukunden in der Wiener Städtischen liegt bei 28 Jahren, wobei ein Drittel der Kunden jünger als 20 ist.
Im Rahmen der steigenden Prämien ist auch das Prämienaufkommen in der Krankenversicherung in der Steiermark zu beachten, das im ersten Quartal um 4,8 Prozent auf 22,1 Millionen Euro gewachsen ist. Daneben meldet die Wiener Städtische Rekordausgaben für Unwetterschäden, die 2024 227 Millionen Euro erreichten. Dies übersteigt den bisherigen Rekord aus dem Jahr 2021, als 200 Millionen Euro ausgezahlt wurden. In der Steiermark beliefen sich die Auszahlungen nach Unwettern auf 21,7 Millionen Euro, was ebenfalls als Höchstwert angesehen wird.
Entwicklungen im deutschen Markt
Auch in Deutschland zeigt der Markt eine positive Entwicklung. Laut einem Bericht des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) steigen die Beitragseinnahmen von Lebensversicherungen, Pensionskassen und Pensionsfonds im Jahr 2024 um 2,8 Prozent auf 94,6 Milliarden Euro. Die laufenden Beiträge bleiben mit 66,3 Milliarden Euro stabil, während das Geschäft mit Einmalbeiträgen um rund 10 Prozent auf 28 Milliarden Euro wächst. Moritz Schumann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des GDV, betont die Stabilität und Sicherheit von Lebensversicherungen, die eine zentrale Säule der Altersvorsorge in Deutschland darstellen.
In der deutschen Altersvorsorgelandschaft bleibt die betriebliche Altersversorgung (bAV) mit 16,5 Millionen Verträgen auf Vorjahresniveau, während bei der privaten Vorsorge 9,7 Millionen Riester-Verträge verwaltet werden. Der GDV hat jedoch die Notwendigkeit einer Reform des Betriebsrentenstärkungsgesetzes gefordert, um kleineren Unternehmen die Umsetzung zu erleichtern. Zudem wird eine flexiblere Gestaltung der Riester-Produkte angestrebt, die eine bessere Balance zwischen Sicherheit und Rendite ermöglichen sollen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl in Österreich als auch in Deutschland ein positives Gefühl für das Wachstum im Bereich der Lebensversicherungen und der Altersvorsorge zu beobachten ist. Die bevorstehenden Herausforderungen und notwendigen Reformen könnten etwas Druck auf die Marktakteure ausüben, doch die grundsätzliche Stabilität der Lebensversicherungen bleibt bestehen. Für weitere Informationen zu den Entwicklungen in der Lebensversicherungsbranche, siehe Kleine Zeitung und Pfefferminzia.
Kommentar verfassen