Der demografische Wandel ist ein zentrales Thema der Rentenpolitik in Deutschland. Rolf Schmachtenberg, ehemaliger Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium, beleuchtet die Herausforderungen und Lösungsmöglichkeiten zur Altersvorsorge in einem aktuellen Interview. Bedingt durch die steigende Anzahl von Rentnern im Verhältnis zu den Erwerbstätigen wird der Druck auf das Rentensystem immer größer. Der Anteil der über 65-Jährigen liegt gegenwärtig bei 23 Prozent und wird bis 2070 voraussichtlich auf knapp 30 Prozent ansteigen. Dies fordert eine grundsätzliche Neubewertung der Altersvorsorge, so berichtet die taz.

Schmachtenberg war verantwortlicher Akteur für das Rentenpaket 2 während der Ampelregierung. Ziel dieses Paketes war es, das derzeitige Rentenniveau zu sichern, jedoch scheiterte dies letztlich am Widerstand der FDP. Dennoch ist er überzeugt, dass eine generationengerechte Rente möglich ist, sofern eine gesellschaftliche Einigung über die angemessene Altersvorsorge erzielt wird.

Herausforderungen der Rentenfinanzierung

Ein entscheidendes Thema ist die Sicherung des Lebensunterhalts im Alter bei gleichzeitig finanzieller Nachhaltigkeit des Rentensystems. Der demografische Wandel bringt nicht nur eine ältere Bevölkerung mit sich, sondern auch eine geburtenschwächere Generation, die in den Arbeitsmarkt eintritt. Die Bilanz an Rentnern pro Beitragszahlendem wird in den kommenden Jahren stark ansteigen, was zwingend erhöhte Beiträge und Steuern für Erwerbstätige zur Folge haben könnte, warnt bpb.de.

Schmachtenberg sieht die Finanzierung der gesetzlichen Rente als eine zentrale verteilungspolitische Frage. Der derzeitige Anteil der gesetzlichen Rente am Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt stabil bei etwa 9-10 %; eine Erhöhung auf 11-12 % des BIP könnte die demografischen Veränderungen abfedern. Die Rente wird aktuell zu einem Drittel aus Arbeitnehmerbeiträgen, einem Drittel aus Arbeitgeberbeiträgen und einem Drittel aus Steuermitteln finanziert. Ein Vorschlag zur Erhöhung des Steueranteils auf 40 % könnte helfen, die Rentenfinanzierung zu stabilisieren.

Politische Lösungen und ihre Grenzen

Die Diskussion um mögliche Steuererhöhungen umfasst auch eine Vermögensabgabe für Reiche, Anhebungen bei der Erbschaftssteuer sowie eine Erhöhung der Mehrwertsteuer. Laut Schmachtenberg könnten Steuermehreinnahmen bis zu 74 Milliarden Euro pro Jahr betragen, was eine Senkung der Beitragssätze für Sozialversicherungen zur Folge haben könnte.

Ein kontrovers diskutiertes Thema bleibt das Renteneintrittsalter. Schmachtenberg lehnt eine Anhebung des Renteneintrittsalters und eine langsame Rentensteigerung ab, da dies besonders die jüngeren Generationen benachteiligen würde. Stattdessen plädiert er für eine Erweiterung der Grundrente, um das Einkommen der Rentner mit niedrigeren Renten zu verbessern. Auch die Vorschläge zur Einführung eines Generationengerechtigkeitsfaktors, der Beitragssatz und Rentenniveau anpassen soll, stehen im Raum, um die Rentenproblematik langfristig zu lösen.

Zusammenfassend zeigt sich, dass der demografische Wandel zwar eine Herausforderung darstellt, aber auch Chancen für eine gerechtere Altersvorsorge bietet. Mit einem gemeinsamen gesellschaftlichen Verständnis und politischem Willen können Lösungen gefunden werden, die sowohl die aktuellen Bedürfnisse als auch zukünftige Entwicklungen berücksichtigen.